„Die Verlockungen nach schnellem Geld sind groß!“
geschrieben von: Herausgeber am 31.08.2007, 09:55 Uhr
Network-Karriere

Stefan Wegener über die Legalen und Illegalen im Network-Marketing.
Stefan Wegener arbeitet als Leiter der AG Schneeball des Landeskriminalamtes Berlin. Er beschäftigt sich eingehend mit den unterschiedlichen Erscheinungsformen der Unternehmen sowie deren Struktur und Fragen von Verbrauchern aus dem Bereich des Network-Marketing. Was der AG dabei alles unterkommt und inwieweit das Landeskriminalamt den Verbrauchern weiterhelfen kann, erklärt Wegener seiner neuen Beitragsserie in Network-Karriere.



Viele Networker fragen sich nach wie vor, warum die Polizei sich intensiv mit Network-Marketing beschäftigt. Die Antwort: Die Polizei beschäftigt sich nicht mit Network-Marketing-Unternehmen, sondern mit Firmen, welche in Irreführungsabsicht die Bezeichnung Network-Marketing-Unternehmen für sich verwenden und die gegen Rechtsnormen verstoßen, welche die grundsätzlich rechtlich unbedenkliche Vertriebsform Network-Marketing für ihre Zwecke missbrauchen.

In erster Linie sind das Verstöße im Bereich des Wettbewerbsrechts, es ist jedoch ein Trend erkennbar, dass Firmengründungen erfolgen, um Verbraucher in betrügerischer Absicht zu schädigen und das Grundprinzip des Network-Marketing – sich eigene Strukturen aufzubauen – lediglich als Mittel zum Zweck dient, möglichst viele Verbraucher in kurzer Zeit als Vertriebspartner zu gewinnen.

Es tauchen immer wieder Firmen auf, die den Markt mit einer neuen Geschäftsidee aufrollen möchten, aber oftmals über die Pre-Launch-Phase nicht hinauskommen. Noch bevor die Strafverfolgungsbehörden die Möglichkeit haben, die Strafverfolgung einzuleiten, sind die Firmen schon wieder vom Markt verschwunden. Nachträgliche Strafermittlungsverfahren führen oftmals ins Leere, weil es sich um Firmen ausländischer Rechtsform handelt, die in Deutschland nicht gewerbe- oder handelsrechtlich erfasst sind. Das bedeutet meist auch für die bisher eingeschriebenen Vertriebspartner, dass das unter Umständen entrichtete Geld verloren ist.
Vermutlich ist es für alteingesessene Networker schwer nachvollziehbar, dass es Verbraucher gibt, die auf unseriöse oder illegale Vertriebsformen hereinfallen. Leider lassen sich viele Verbraucher unkritisch von falschen Versprechungen leiten, ohne sich wirklich zu informieren. Wenn der Schaden eingetreten ist, dürfte es schwer sein, diese Menschen davon zu überzeugen, dass es sich bei Network-Marketing grundsätzlich um eine seriöse Vertriebsform handelt.

Der Trick mit der Versicherung
Aus aktuellem Anlass noch eine alte, neu entflammte Erscheinungsform, vor der ich Sie eindringlich warnen möchte: Es geht um ein Network ohne Abschlussgebühr, ohne Abnahmevoraussetzung oder den Bezug eines Starter-Kits. Lediglich eine Versicherung muss über das „Network-Unternehmen“ abgeschlossen werden, zumeist eine Kapitallebensversicherung als vermeintliche Altersvorsorge. Die Tätigkeit des Vertriebspartners besteht dann schlichtweg darin, weitere Vertriebspartner anzuwerben, die wiederum eine Kapitallebensversicherung abschließen. Für diese Fälle soll sich der werbende Vertriebspartner ein Einkommen in Form einer Vermittlungsprovision erschließen. In einigen Fällen wird den Vertriebspartnern vorgegaukelt, dass das Unternehmen fortan die Versicherungsbeiträge entrichtet.

Was steckt dahinter?
Die Vertriebspartner schließen über das Unternehmen eine Versicherung ab. Dafür erhält das Unternehmen eine Abschlussprovision. Bei Kapitallebensversicherungen kann diese mitunter hoch sein. Nun wirbt der neue Vertriebspartner einen neuen Vertriebspartner, welcher wiederum eine Versicherung abschließt, für welche das Unternehmen wiederum eine Abschlussprovision erhält. Der werbende Vertriebspartner erhält auch eine, natürlich weit geringere Provision. Er baut sich eine Struktur auf und die Höhe der Provision ist stufenabhängig. Aus den Abschlussprovisionen kann es sich das Unternehmen leisten, monatliche Prämien zu bezahlen. So führt sich das System der Werbung immer neuer Vertriebspartner fort. Die Anzahl der Vertriebspartner steigt stetig an und fängt zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt an, zu stagnieren.

Das Ganze geschieht unter der Bezeichnung Network-Marketing. Natürlich hat das nicht das Geringste mit Network-Marketing zu tun, sondern ist ein kurzfristiges System der progressiven Kundengewinnung mit dem Ziel, möglichst hohe Abschlussprovisionen zu erlangen. Kurzfristig übernimmt das Unternehmen tatsächlich die Zahlungen der monatlichen Prämien der Versicherungsnehmer, dann werden jedoch die Zahlungen eingestellt.
Was bedeutet das im strafrechtlichen Sinne ? Die Verantwortlichen des angeblichen Network-Unternehmen können wegen Provisionserlangungs-Betruges (gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit einer Strafandrohung von bis zu zehn Jahren!) und progressiver Kundenwerbung strafrechtlich verfolgt werden. Doch auch für die Vertriebspartner kann es ein böses Erwachen geben, da eine Beihilfehandlung zum Betrug und eine selbständige Tathandlung wegen progressiver Kundenwerbung in Betracht kommen kann - je nach Ausrichtung des Vertriebssystems. In vergleichbaren Fällen liegen hierzu entsprechende Gerichtsentscheidungen vor.

Ferner kommt auf die Vertriebspartner die Verpflichtung zu, zukünftig die Versicherungsprämien monatlich zu entrichten, sie sind ja schließlich Versicherungsnehmer. Die Verlockungen nach schnellem Geld sind groß! Doch mit wenig Überlegung sollte es für jeden Verbraucher ersichtlich sein, dass es sich bei dieser Masche nicht um ein reales Geschäft handeln kann, dass es sich eben nicht um Network-Marketing handelt.

Nach wie vor sind unseriöse, illegale Unternehmen daran interessiert, Vertriebspartner seriöser Unternehmungen zu ködern, denn ein bereits vorhandener Mitarbeiterstamm des Vertriebspartners kann für Kriminelle eine Goldgrube werden. Und nicht immer sind Vertriebspartner seriöser Unternehmen vor den Aussichten hoher finanzieller Gewinne gefeit. Auch hier werden bis dato seriöse Vertriebspartner hin und wieder schwach, mit der Konsequenz, dass der Ruf dann ruiniert ist, wenn die angeworbenen Geschäftspartner geschädigt sind.

Daher mein Rat: Schauen Sie genau hin! Die Möglichkeiten, Ihr Vermögen und das Ihrer potentiellen Kunden oder Vertriebspartner zu schützen, sind durch genaue Information vorhanden. Und Sie sind auf der sicheren Seite.


Diese Seite stammt aktuelle aus der Network-Karriere

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